Ich war heute Abend wie immer mit meinem Hund unten am Meer spazieren. Auf dem Nachhauseweg kommt mir ein Pickup entgegen, und ich sehe schon von weitem, dass er etwas neben sich herschleift, dachte aber im ersten Moment an ein Stück Sack oder ähnliches.

Als wir auf derselben Höhe waren und der Pickup in eine Nebenstrasse einbog sah ich: Es war ein Hund! Ich bremste so stark, dass mir der Hintermann fast reinfuhr und es schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Ich war der festen Ueberzeugung, dass es sich um einen toten Hund handelt, der evtl. auf der Strasse eingesammelt wurde und so entsorgt werden sollte oder ähnliches... aber trotzdem wollte ich diesen Typen stellen, da ich es einfach furchbar respektlos fand, auch ein totes Tier so niederträchtig zu behandeln.

Ich holte den Pickup schnell ein und überholte ihn in einem ziemlich halsbrecherischen Manöver... und bremste ihn aus indem ich mitten auf der schmalen Strasse anhielt. Der Fahrer schaute mich ganz fassungslos an, als ich neben ihm stand und ihn anschrie, dass ich es einfach unmöglich finde, ein totes Tier so zu transportieren... und plötzlich sah ich: Der Hund bewegte sich... Ich war geschockt und nahm den Hund sofort auf meine Arme, löste die dünne Schlinge um seinen Hals und konnte nur noch unter Tränen zu dem Fahrer sagen: Wie kannst du so was tun.. was bist du nur für ein Mensch?... Allerdings sah ich auch den Schock in seinen Augen. Er schaute nur noch auf den Hund und mich und stammelte immer wieder: Oh my god... oh my god...

Ich denke, er hatte den Hund auf seinem Pickup angebunden und der Hund war während der Fahrt unbemerkt heruntergesprungen... und wurde so neben dem Wagen hergeschleppt, halb hängend, halb auf der Strasse... Es war ein fürchterliches Bild. Innert Sekunden war ich über und über voll mit Blut... aber mir war alles egal. Ich liess den Fahrer stehen wo er war, merkte mir seine Nummernschilder und ging zu meinem Auto.

Wie eine Geistesgestörte raste ich los, fühlte, wie das Blut an mir herunterlief, merkte aber auch: Der Hund lebt... sie hatte Angst... aber lebte. Ich behielt sie auf meinem Schoss und fuhr wie blöd... mit einer Hand rief ich meine Tierärztin an und völlig hysterisch stotterte ich unter Tränen: Maria.. bist zu Hause.. ich komme.. halte alles bereit... dann raste ich weiter. Im Nachhinein muss ich sagen, man hätte mich mit allem Recht für diese Fahrweise verhaften können... aber ich wollte nur so schnell wie möglich in die Klinik fahren weil ich Angst hatte, dass die Kleine in meinen Armen stirbt...

Kaum angekommen, lief mir Maria schon entgegen... sie dachte mein Hund wäre vergiftet worden und hatte alles dafür bereitgestellt... aber sie sah schnell, dass es ein anderes Problem war. Immer noch heulend und zitternd trug ich die Kleine rein und auf den Behandlungstisch und Maria fing einfach wortlos an ihre zahlreichen Wunden zu verarzten.. nachdem sie ihr erst eine Spritze gegen den Schock gegeben hat. Alle vier Pfoten sind stark aufgeschürft, teilweise auch die Hüften, und eine klaffende Wunde mussten wir nähen.

Die Kleine Hündin liess alles ohne zu jammern über sich ergehen... nur ab und zu hob sie den Kopf und schaute mir immer wieder voll in die Augen... Irgendwann sagte Maria ganz trocken zu mir: Soll ich dir auch eine Spritze geben? Ich zitterte immer noch wie Espenlaub... kam aber langsam runter. Maria desinfizierte alle Wunden, wusch sie aus und bandagierte alle vier Pfoten mit pinkfarbenen Verbänden... Gott sei Dank ist die Kleine ein Mädchen... für einen Rüden hätte es sich nicht gut gemacht... Spätestens bei den pinkfarbenen Verbänden konnte ich wieder ein wenig lächeln, da mir Maria immer wieder versicherte: Wir schaffen das... sie kommt durch... Ich hoffe und bete, dass es wirklich so ist. Im Moment haben wir nur die äusseren Verletzungen gesehen und behandelt. Wir gehen davon aus, dass keine inneren Verletzungen sind und auch keine Brüche... aber richtig wird sich das erst morgen zeigen, da wir ihr jetzt erstmal Ruhe gönnen.

Ich hoffe und bete, dass sie es schafft und möchte sie Star taufen... Ich weiss nicht.. ist mir spontan durch den Kopf gegangen... Ich weiss noch nicht genau wie es weitergehen soll, aber wir werden einen Weg finden. Barbara hat mir schon Hilfe zugesagt und wir finden sicher eine Lösung. Im Moment ist es mir völlig egal wie hoch die Behandlungkosten sein werden... ich habe mir in den Kopf gesetzt diesem Hund zu helfen... Am liebsten würde ich sie auch gleich in Pflege nehmen...
Bitte drückt alle die Daumen für die Kleine...

Update 17.9.
Nach einer verhältnismässig schlaflosen Nacht und vergeblichen Versuchen meine Kleider wieder sauber zu bekommen... habe ich heute Morgen Star besucht. Ich konnte es kaum erwarten, dass es endlich hell wurde...

Ich habe mit allem gerechnet, dachte, dass sie sehr verängstigt sein wird und so wie gestern, völlig in sich versunken, von den gelegentlichen Blicken die sie mir geschenkt hat abgesehen... aber was ich dann vorfand, hat mit völlig überwältigt.

Da kam eine kleine, schwanzwedelnde und völlig fröhliche Star auf mich zu gewatschelt... Der Gang ein bisschen wackelig, durch die pinkfarbenen Verbände... aber das Schwänzchen permanent am wedeln.

Sie wusste nicht, ob sie jetzt erst meinen Mann oder mich begrüssen sollte... kam dann aber doch immer wieder zu mir und versuchte mir das Gesicht abzulecken. Alles hätte ich erwartet... aber das nicht.

Das Bild, wie sie von dem Auto hinterhergeschleppt wurde, ging mri die ganze Nacht nicht aus dem Kopf.... all das Blut, das sie verloren hatte... und dann steht die Kleine so glücklich vor mir?

Es ist unglaublich... aber ich denke, sie ist wirklich eine Kämpferin. Schon gestern, kam während der ganzen, schmerzhaften Behandlung kein Ton über ihre Lippen... da dachte ich noch es wäre der Schock... aber sie scheint auch so hart im Nehmen zu sein und den gestrigen Tag abgehakt zu haben... für mich völlig unglaublich, denn ich werde ihn noch lange in meinem Kopf haben.

Ich weiss im Moment noch nicht so wirklich wie ich weiter vorgehen soll... Habe heute mit meinem Tierarzt gesprochen und ihm die ganze Geschichte erzählt und er sagte: Nimm den Hund bloss nicht zu dir. Wenn der Besitzer ihn bei dir entdeckt, bekommst du richtig Schwierigkeiten... und damit hat er wohl recht. Ich muss also eine Pflegestelle finden, und hoffe, dass ich erfolgreich bin... Mal schauen. Es wäre mir wirklich am liebsten, in eine PS, denn die Wunden müssen natürlich gepflegt, bandagiert und saubergehalten werden... Ich überlege mir die ganze Zeit, ob ich nicht noch irgendwo so Hundeschuhe habe... *studier*...

Das Schweinsohr, das ich ihr mitgebracht habe, hat sie genüsslich vertilgt... Es ist unglaublich, wieviel Glück die Kleine ausstrahlt... ich habe natürlich schon wieder geheult wie ein Schlosshund... Anbei einige Bilder... Die Wunde an der Hüfte mussten wir nähen... die Pfoten werden Zeit brauchen um abzuheilen, aber da sie so klein und leicht ist, kann sie jetzt schon mit den Verbänden gut rumlaufen. Ich denke aber auch, dass ich Maria eine anständige Dosis Schmerzmittel gegeben hat...

Update 20.9.2011
Ich komme gerade wieder von einem Besuch bei Star zurück. Theoretisch hätte ich eine Pflegestelle für sie hier auf Zypern gefunden, aber Star macht es und ein wenig schwer. Sie wurde jetzt zum erstenmal läufig.
Maria schätzt sie auf 8 Monate und wie erwähnt, ist es wohl ihre erste Läufigkeit...

Wir haben heute ihre Verbände gewechselt. Die Vorderpfoten sehen sehr gut aus, leider versucht Star ständig zu lecken. So muss sie entweder einen Kragen tragen, oder wir müssen wieder einbinden...

Bei den Hinterpfoten geriet Dr. Maria in Verzückung und meinte, wie toll die aussehen. Ich für meinen Teil war etwas erschrocken, aber ich bin ja auch kein Arzt... ;-)

Ich habe ein paar neue Bilder von Stars Behandlung angehängt... die sie wieder ohne zu jammern über sich ergehen liess, und es war schmerzvoll. Sie ist eine wirklich tapfere kleine Hündin.

Katzen liebt Star sehr. Wenn es die Katze zulässt, will sie ständig schmusen und leckt die Katzen ab...

Sobald Stars Wunden verheilt sind, ist sie reif für die Vermittlung... sterilisiert werden muss sie auch noch, aber erst nach der Läufigkeit. Wir hoffen, dass sich schnell ein Zuhause für sie findet.