Kalimera oder MOOINNNNN .... wie es in meinem neuen Zuhause heißt!
Ja, ich bin die Anny und wollte euch mal meine Geschichte erzählen.
Geboren wurde ich vor sieben Sommern. Ich kann mich gar nicht mehr genau daran erinnern, wie meine Mutter aussah oder ob ich viele Geschwister hatte. Das ist schon zu lange her und seitdem ist sehr viel passiert. Ich weiß auch nicht mehr, wie mein Leben weiterging, als ich als junge Hündin anfing, die Welt zu entdecken. Aber ich hab schon immer mal gerne dummes Zeug gemacht und das war damals bestimmt nicht anders.
Irgendwann kam ich in ein Tierheim. An diese Zeit kann ich mich genau erinnern. Oje, das war echt hart, Leute. Auf einmal hatte ich keine Menschen mehr für mich alleine und um mich herum waren andere Hunde, denen es genauso ging. Von denen hab ich viele Geschichten gehört. Einige wollten mir einreden, dass Menschen auch grausam sein können und haben mir Horrorgeschichten erzählt, die sie angeblich erlebt haben. Kann ich mir gar nicht vorstellen, echt nicht. Ich hab die Menschen nur als Freunde kennengelernt.
Manchmal kamen Menschen ins Tierheim, die einen Hund zu sich nach Hause holen wollten. Ey, was hab ich mich da immer gefreut, aber irgendwie gingen die immer wieder an mir vorbei und haben sich für einen anderen Hund entschieden. Das hat mich sehr traurig gemacht, aber das hat kaum jemand gesehen. War ja niemand da, der mich trösten konnte. Ganz selten blieben dann mal Menschen bei mir stehen und überlegten, aber dann fielen immer so Sätze wie "ist schon zu alt" und "wir haben Angst" oder auch "das trauen wir uns nicht zu".
Es gab da aber auch Menschen, die täglich dort waren oder für einige Zeit regelmässig kamen und sich um uns Hunde kümmerten. Sie fütterten uns, hielten unser Zuhause sauber, streichelten und knuddelten uns, gingen aber auch mit uns spazieren. Das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht.
Im Februar 2011 kam wieder so ein Mensch, die Andrea. Sie erzählte mir, sie hätte vielleicht eine Familie für mich gefunden. Ich so: "Hääähhhhh ????" mit schräg gestelltem Kopf. Das mögen die Menschen immer gerne, wenn ich so gucke. Ehrlich gesagt, glaubte ich noch nicht so richtig daran. Ich hatte schon viel zu oft gehofft und blieb danach traurig zurück.
Dieses Mal schien es aber echt ernst zu werden. Ich musste zum Tierarzt, durfte mit ins Büro und lauter solche Sachen. So langsam stieg die Aufregung auch bei mir. Aber ich konnte es immer noch nicht glauben, denn ich ich hatte noch keine Familie gesehen. Warum kamen die nicht einfach hierher? Frisiert wurde ich auch noch. Aber nicht so viel, hieß es, in Deutschland ist es kalt. Deutschland? Was war das denn? Und wo war das denn? Kalt? Nee, dann will ich da nicht hin? Oder ist es das, was ich manchmal in meinen Träumen gesehen habe? Als Andrea nämlich zu uns kam, fingen diese Träume an. Ganz merkwürdig. Ich sah Gesichter, die zu mir sprachen und ein Haus, das ich nicht kannte und viele andere Tiere. Das waren immer nur ganz kurze Träume. Fremd, aber irgendwie schön fremd. Wenn das Deutschland war, dann wollte ich doch dorthin, auch wenn es weit weg von Zypern war, wo ich bisher gelebt habe.
Dann kam der Tag, den ich nie vergessen werde. "Die Reise geht los, Anny", hieß es. Alle Menschen sagten, sie freuen sich so für mich und ich wurde geknuddelt und gedrückt und mit einem Duft eingesprüht, damit ich wie eine Lady auf die Reise gehen konnte. Erst kam eine Autofahrt und dann wurde es richtig unheimlich. Riesengebäude und dann kam ich in ein Flugzeug. So nannte Andrea das Ding. Andrea kam nämlich mit mir mit und dann waren da noch zwei andere Hunde dabei, die auch mit nach Deutschland sollten. Oje, war das ein Tag. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Erstmal in so einer blöden Box und dann dieses Gefühl im Bauch und nirgendwo ein Mensch. Aber Brad, ein ziemlich junger Hund, war auch dabei. Den musste ich trösten so gut es von Box zu Box ging und das hat mich dann auch wieder beruhigt. Wir haben dann irgendwann auch geschlafen. Zwischendurch mussten wir noch in ein anderes Flugzeug umsteigen. Übel, ich dachte, dieses komische Bauchgefühl sei jetzt vorbei und da ging es dann schon wieder los. Aber irgendwann war das dann auch wieder vorbei.
Was haben Brad und ich uns gefreut, als wir Andrea wieder gesehen haben. Auch Bronco, das Hundekind, war noch bei Andrea. Zum Glück hatten Andrea und er diese seltsamen Stunden auch überlebt. Aber wir durften immer noch nicht raus aus dieser Box. So langsam riss mir der Geduldsfaden aber echt. Andrea weiß doch, dass ich gerne laufe und auch nicht weglaufe. Eine Tür öffnete sich und da standen und liefen viele Menschen. Ob da wohl auch ein Mensch für mich dabei ist? Andrea blieb stehen, wir in den Boxen somit auch und ein paar von den ganzen Menschen kamen dichter zu uns. Ich schaute sie an, aber mir kam niemand so vor, als ob er für mich gekommen ist. Das Gefühl kannte ich ja schon aus Zypern *seufz. Und dann hörte ich eine Stimme, die sagte: "Guck mal, da ist sie endlich. Unsere Anny!" Ich schaute in die Richtung und mir gefiel, was ich sah. Ein Mensch und eine Menschin, die ganz nett aussahen und mir ganz viel Wärme entgegen schickten! Hab ich auch gemacht, weil es sich so gut anfühlte. Aber warum blieben die so weit weg stehen? Was sollte dieses vorsichtige Zurückhalten? Sie sollten zu mir kommen. Also winselte ich einfach mal und versuchte mit der Pfote das Gitter wegzumachen. Ging nicht, aber sie kamen jetzt endlich näher und ich konnte sie schon mal riechen und ihre Hände durch die Gitterstäbe beschnuppern und abschlecken. Herrjeehhh, fühlte sich das alles gut an. Endlich öffnete Andrea die Box und ich konnte raus und lief erstmal in die Arme dieser Menschen. Ich weiß nicht, was dann alles passierte. Es war alles viel zu aufregend. Es gab mal etwas Leckeres zum Naschen und ich wurde unglaublich viel gestreichelt und gedrückt.
Dann hieß es, wir wollen los. Nun war ich doch gespannt, ob diese Menschen wirklich meine neue Familie waren und mich mitnehmen würden und was glaubt ihr? Jaaaaaaahaaaaaaaa! Juchhuuuhhhhhhhhuuuuuuuu. "Es geht nach Hause, Anny", sagten sie. Ich hab mich soooo gefreut. Es schien wirklich so zu sein, wie Andrea gesagt hatte.
Erstmal mussten wir eine riesige Treppe hoch. Ob ich das schaffen würde? Na, klar. Bin doch die Anny! Dann hatte man die Befürchtung, ich würde nicht durch so eine komische Tür laufen. Pillepalle für mich. Ich bin doch die Anny! Wir hatten das Gebäude verlassen und ein eisiger Wind empfing mich. Bahhhh. Ich blieb stehen. Es war kalt, stockdunkel und direkt vor uns, standen fremde Autos mit Lichtern, die blendeten. Da war es dann auch mit meinem Mut vorbei. Mein Mensch nahm mich kurz entschlossen einfach auf den Arm, der Liebe. So fühlte ich mich etwas sicherer. Er ging mit mir im Arm auf ein Auto zu und die Menschin ging vorneweg und öffnete das Auto. Dann kam ich dort auf die Rückbank. Puhhh, geschafft. Hier fühlte ich mich schon viel besser. Ich bekam etwas Wasser zu trinken. Tat gut nach all der Fleischwurst. Die Menschin setzte sich zu mir auf die Rückbank und der Mensch saß vorne im Auto. "Anny, zwei Stunden Autofahrt musst du jetzt noch aushalten", hieß es.
Ja, und dann fuhren wir "nach Hause". Ich schaute mir die Gegend an. War alles aufregend. Zwischendurch kuschelte ich mich immer wieder bei meiner Menschin an. Immer, wenn das Auto anhielt, kuschelte auch mein Mensch mit mir. Das fühlte sich schon so gut an. Meinetwegen können wir den Rest unseres Lebens Autofahren, dachte ich. Wir fuhren weiter und weiter. Je länger wir fuhren, je mehr Bäume und Gras sah man. Ich schaute, kuschelte, schaute, kuschelte. Schlafen wollte ich nicht. Keine Sekunde von diesem schönen Gefühl wollte ich verschlafen. Meine Menschin sagte noch: "Anny, du hast einen sehr großen Freund. Der angekündigte Eisregen fällt nicht. Da will jemand, dass du möglichst schnell zu Hause ankommst!" Irgendwann bogen wir von der Straße ab und es hieß "willkommen zu Hause, Annymaus". Da hab ich aber geguckt. Überall Gras und Bäume und kaum Häuser.
Dann kam die erste Lektion, die ich lernen musste. Auch, wenn die Autotür sich öffnet, springt Anny nicht einfach über einen Menschen nach draußen. Ok, ok, ok. Aber dann mach zu, du Menschin. Ich will gucken, wie mein Zuhause aussieht und riecht. Die ersten Tiere, die ich kennengelernt habe, waren die Esel Heidi und Fridolin, die einen Stall direkt im Haus haben und ganz verschlafen aus ihren Strohbetten kamen. Wir beschnupperten uns kurz, blieben aber alle etwas skeptisch. Mein Mensch war ins Haus gegangen. Er wollte Max holen, einen anderen Hund. Einen Hundeopa, hieß es. Ich blieb mit meiner Menschin draußen. Irgendwann kam mein Mensch dann mit diesem Max aus dem Haus. Wir beschnupperten uns und fanden uns beide nett. So gingen wir dann noch ein wenig durch die eisige Nacht gemeinsam. Wir vier ....... mein Rudel. Ach, was fühlte sich das gut an. Ich fragte mich, ob ich wohl auch mit ins Haus durfte. Hoffentlich! Ich ahnte aber auch noch nicht, wie groß mein Rudel tatsächlich ist.
Und natürlich durfte ich mit ins Haus. Nach etwa 15 Minuten gemeinsamen Spaziergang gingen wir ins Haus. Dort lernte ich dann weitere aus dem Rudel kennen. Eine Katze und noch eine Katze und noch eine Katze ........ sieben Katzen an der Zahl. Na, ja. Hab ich kein Problem mit, aber begrüßen wollten sie mich nicht so richtig. Sind wohl etwas zickig, aber darum kümmern wir uns später, überlegte ich mir. Mir wurden alle Räume im Haus gezeigt, wo ich Wasser trinken kann und auch ein Körbchen. Das sollte mein Körbchen sein. Max und ich bekamen noch etwas zu essen und dann setzten wir uns noch einmal alle in die Küche. Ich lief immer von einem Menschen zum anderen, ließ mich streicheln und mir sagen, was für eine wundervolle Hündin ich sei. Klar, bin doch die Anny! Die Menschen sagten: "Prost, auf unsere Anny" und tranken etwas. Hey, ich war echt zu Hause *seufz.
Schlafen durfte ich natürlich mit im Schlafzimmer. Ich hab da eine schöne, kuschelige, weiche Ecke und kann von dort aus immer meine Menschen sehen, wenn ich mal aufwache. Max schläft auch mit im Schlafzimmer. Er hat genauso eine schöne kuschelige Ecke, aber direkt an der Heizung, weil er alt ist. Und weil er gerne bei seinem Menschen in der Nähe ist. So haben wir eine Jungs- und eine Mädchenecke. Find ich auch schön. Die Katzen dürfen mit ins Bett. Hab ich auch probiert, aber da hieß es "nein, Anny". Schade, aber ein Versuch kann ja nicht schaden, nech?
Die Nacht war dann sehr kurz. Nach ein paar Stunden ging die Musik im Schlafzimmer an und meine Menschin stand auf. Wahrscheinlich wollte sie nicht so viel Zeit verschlafen und lieber ihre Anny knuddeln. Wir gingen zusammen ins Badezimmer und ich schaute zu, was sie da so macht. Mein Mensch und Max schliefen noch ein wenig weiter, während wir in der Küche Kaffee tranken und ein bisschen redeten. Mir kam es so vor, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes gemacht, als morgens mit meiner Menschin ein bisschen geredet und gekuschelt. Meine Menschin sagte, sie müsse zur Abeit und es täte ihr leid. Der große Freund, von dem sie schon während der Fahrt nach Hause sprachen, hatte aber wohl etwas dagegen, dass meine Menschin mich alleine lassen musste und schickte ganz viel Eis vom Himmel. "Da kann ich unmöglich die 70 km bis nach Hamburg fahren", sagte meine Menschin und schaute ins Internet. Das ist ein Kasten, der vor ihr auf dem Tisch steht und wo ganz viel Sachen drinnen stehen. Ich stand da auch drinnen, sagt meine Menschin. Und wenn ich da nicht drinnen gestanden hätte und Andrea nicht so viel von mir geschwärmt hätte, würde ich hier heute nicht sitzen. Gelobt sei das Internet. Auch an meinem ersten Morgen. Da hat meine Menschin nämlich im Internet gelesen, dass es noch stundenlang glatt sein soll und am nächsten Tag genauso. Sie telefonierte und dann sagte sie: "Anny, wir haben Glück. Ich kann zwei Tage Urlaub machen. Ich bleib hier." Irgendwann wurde mein Mensch auch wach und Max auch, aber dem ging es nicht so gut und er konnte nicht aufstehen. Dann lernte ich noch einen Menschen kennen und zwar eine kleine Menschin, ein Teeniemensch. Sie ist auch ganz lieb und hat immer Zeit für mich, wenn sie da ist und ich das möchte.
Später kam dann noch ein neuer Mensch. Dr. Wolf, unser Tierarzt. Er kam, um Max zu helfen und blieb dann gleich zum Frühstück. So ein gemütlicher Tierarzt. Er hat mich gar nicht untersucht oder so, sondern ganz einfach nur gestreichelt und dann haben wir alle zusammen bei Max am Tisch gesessen und geredet, gegessen und Kaffee getrunken. Da fiel mir dann auf, dass da noch ein Zimmer war, das ich nicht kannte. Da lebten auch noch Tiere, aber zu denen durfte ich nicht. Das ist unsere Wackelnasen-WG, wurde ich aufgeklärt. Die Tür ist gar keine richtige Tür. Da ist ein Loch reingeschnitten und dann wurde Draht davor gemacht. Bestimmt extra für mich, damit ich da immer reinschauen kann, wenn ich schon nicht da rein darf. Da sitze ich gerne mal davor und die Katzen auch.
In der Nacht hab ich draußen ja schon etwas gesehen, was ich komisch fand. Es war weiß und kalt und lag draußen überall auf dem Boden. Das fühlt sich komisch an für meine Pfötchen und so richtig schön ist es nicht, sich dort hinzuhocken und seine Geschäfte zu erledigen. Irgendwie macht das auch Spaß, aber ich weiß noch nicht so recht. Max isst das sogar. Na, der traut sich was. Die Menschen nennen das Schnee.
Ja, so waren meine ersten Stunden in Deutschland. Mittlerweile ist das nun zwei Wochen her und ich habe mich schon etwas eingewöhnt. Morgens, wenn wir aufgestanden sind, trinken die Menschen immer gerne erstmal einen Kaffee. Das klappt nicht immer. Manchmal müssen sie vorher schon mit Max und mir raus. Manchmal gehe nur ich mit, weil Max noch schläft. Dann bekommen die Draußentiere ihr Frühstück. Die Esel z.B., die bekommen ihr Heu. Hab ich erzählt, wie laut die bellen können? Uihhh, vor allen Dingen die Heidi. Da fällt einem das Ohr ab, sagen die Mensch immer. Wenn Heidi den Mund voll hat, wird es ruhiger auf dem Hof und dann geht es nach hinten zu den Pferden. Leute, die sind groß und haben soooooooo große Köpfe, aber Angst hab ich nicht, weil sie auch ganz nett zu mir sind. Sie wollen immer ihre großen Nasen in mein Fell stecken. Das fühlt sich lustig an, wenn sie mit ihren Lippen im Fell schubbern. Dann bekommen die Pferde ihr Heu. Klar, dass ich immer dabei helfe. Ich zeig den Menschen jetzt schon immer, wo das Heu liegt. Kann ja sein, dass sie das vergessen haben.
Nachdem die alle ihr Frühstück haben, gehen wir die erste Runde des Tages. Wisst ihr, was schön ist? Wenn man auf der Weide steht und einfach nur schaut. Am Schönsten ist es, wenn die Sonne scheint, aber das tut sie hier wohl nicht so oft wie auf Zypern. Auf der Weide riecht es auch gut. Da sind ja immer viele Tiere unterwegs und alle riechen anders. Da kann man ganz schnell laufen und wenn man nicht aufpasst, fällt man in einen kleinen Graben. Normalerweise springe ich ja darüber, aber mir ist es auch schon passiert, dass ich da reingefallen bin. Ganz viel Maulwurfshügel sind da auch und immer wenn ich da Geschäfte finde von anderen Tieren, rate ich, wie das Tier wohl ausgesehen haben mag. Die Menschen erzählen, dass manchmal Fasane, Hasen und Rehe zu Besuch kommen. Mal sehen, bisher hab ich die noch nicht gesehen, nur gerochen.
Wenn wir wieder am Hof sind, lassen wir die Hühner noch raus. Sind auch sehr interessante Tiere und gehören auch zum Rudel. So eine große Familie hab ich jetzt. Danach gehen wir wieder rein. Ich gehe dann meistens noch eine Runde schlafen.
Meine Menschen sagen, ich muss noch ne Menge lernen. Z.B., dass das Bett vom Sohn des Hauses, den ich noch nicht kennengelernt habe, weil der wegen Ausbildung oder so (hab ich nicht verstanden) woanders ist ... na, egal, aber das Bett ist jedenfalls nicht dafür da, dass ich da Geschäfte machen kann. Ist aber viel gemütlicher als draußen, wo es so kalt ist. Ich schleiche mich dann immer da rein, wenn keiner aufpasst. Wenn die Menschen das finden, gucke ich immer schon so voller Schuld und dann schimpfen sie nicht so doll mit mir. Die Menschen sagen, dass ich das noch lernen muss und sie mir dabei helfen. Manchmal ist es aber auch zum Haare ausraufen. Da rennen sie mit mir ewig lange draußen herum und ich will doch nur rein, weil ich so dringend muss. Da arbeiten wir noch dran, heißt es dann. Ja, das hoffe ich.
Den Tag verbringen wir dann so, dass wir immer mal wieder raus gehen oder kuscheln oder essen oder so. Max und ich streiten uns manchmal darum, wer unter dem Tisch liegen darf. Da liegen wir beide sehr gerne und ich muss immer grinsen, wenn ich da schon liege und Max ankommt. Da schimpfe ich dann aber laut los. Hier liege ich und mehr Platz ist hier nicht. Manchmal liegt er da aber auch schon und grinst. Das ärgert mich dann und ich finde es auch schade. Ich setze dann immer meinen ganz traurigen Blick auf, aber Max steht nicht auf und ich lege mich dann vor den Tisch. Manchmal lege ich mich auch tagsüber in mein Körbchen.
Draußen soll ich so Sachen lernen wie STOP und HIER. Die kann ich ja eigentlich, aber manchmal hab ich keine Lust dazu, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt sein will. Meine Menschin sagt, so lange das nicht gut klappt, darf ich nicht von der langen Leine. Das ist ihr viel zu gefährlich. Wenn ich irgendwo hinten ein Tier laufen sehe, will ich da ja hinterher laufen.
Was soll ich noch lernen? Die Katzen ....... ich würde gerne mal mit denen spielen. Aber die wollen das nicht. So mache ich mir einen Spaß daraus und springe auf sie zu, damit sie sich erschrecken. Das macht Laune! Aber immer höre ich dann "nein". Da können die Menschen sogar richtig streng werden. Dabei mach ich doch gar nix. Ich tu den Katzen doch nix, will doch nur spielen. Die Katzen sind auch ganz unterschiedlich zu mir und je länger ich hier bin, je mehr tauen sie auf. Jetzt begrüßen sich mich auch schon mal mit einem freundlichen Schnuppern und laufen auch nicht mehr weg, wenn ich näher komme. Ich glaube, das gibt noch dicke Freundschaften, wenn auch nicht mit allen. Ich weiß, wenn ich sie in Ruhe lasse, lassen sie mich auch in Ruhe. Aber es macht so einen Spaß, sie zu erschrecken. Manchmal begleitet uns auch die eine oder andere Katze auf unseren Spaziergängen. Und eine von den denen, Tigger, fordert mich immer dazu auf, mit ihm zu spielen. Geht aber noch nicht so gut, weil irgendwann auch die längste Leine zu Ende ist. Schade, aber wir kommen darauf zurück, Tigger. Wollen mal sehen, wer schneller laufen kann, wenn ich von der Leine bin.
Habt ihr schon mal einen Bus gesehen? Oder einen Trecker? Hier fahren ja nicht viele Autos, wo wir wohnen, aber wenn so etwas hier vorbeifährt, muss ich immer mal wieder stehenbleiben und gucken. Vor dem Bus hab ich ein bisschen Angst. Damit kommt unser Teenie von der Schule, sagt meine Menschin. Nee, da weiß ich nicht so. Da gehe ich lieber nicht so dicht ran. Vielleicht hab ich da früher mal etwas erlebt in der Zeit, an die ich mich nicht mehr erinnern kann? Ist egal, ich muss auch nicht so dicht an den Bus, sagen die Menschen. Puhhh, Glück gehabt.
Ein paar Tage nachdem ich hier eingezogen bin, kam Andrea dann zu Besuch und wollte von mir hören, wie es mir hier so geht. Na, blendend, Andrea. Andrea brachte ihre Hunde mit. Ist immer schön, wenn man mal andere trifft und sich mal austauschen kann. Aber sie wollten auch unter den Tisch und das möchte ich nicht. Das ist mein Platz, weil das mein Zuhause ist. Höchstens Max darf da mal liegen, aber sonst niemand. Hab ich Andreas Hunden dann auch so erzählt und dann war die Sache ok. Ich hab mich auch echt gefreut, Andrea wiederzusehen. Sie hatte auch nicht nur ihre Hunde, sondern auch ihren Mann mitgebracht und wir haben alle zusammen gemütlich gesessen und geschnackt und geredet. Meine Menschen sagen immer, dass wir das Andrea zu verdanken haben, dass ich jetzt da bin.
Habt ihr eigentlich schon mal etwas aus der Katzentoilette geangelt? Das ist auch hochinteressant. Meine Menschen machen das ja auch und packen das dann in eine Tüte. Das kann ich ja nicht. Ich angel das darum mit der Pfote hoch und packe es dann mit der Schnauze. Geht hervorragend, aber wenn ich das mache, heißt es auch wieder "nein, Anny". Ich verstehe die ganze Aufregung dann gar nicht. Ich weiß auch gar nicht, was daran jetzt falsch ist, aber irgendwie scheint es da einen Zusammenhang zwischen Katzentoilette, Katzenkacke und "nein,Anny" zu geben. Ich tu aber immer so, als ob ich das nicht begriffen habe.
Es kommt vor, dass einer meiner Menschen auf mich zukommt und mich ganz doll drückt und sagt, wie schön es ist, dass ich da bin. Dann lachen sie und ich lache dann immer mit. Ich mag das, wenn die Menschen lachen.
Meine Menschen und ich machen fast alles zusammen. Hausarbeit ist z.B. so eine Sache. Wenn gewischt werden muss oder Wäsche muss gemacht werden, stehe ich immer hinter meiner Menschin und passe auf. Sie sagt, ohne meine Hilfe würde sie das alles im Leben nicht schaffen und darum helfe ich auch wo ich kann. Dann nennt sie mich auch immer "Schatten". Sie muss gar nichts sagen, ich folge einfach, wenn sie irgendwohin geht. Das ist doch völlig normal, oder?
Es passiert aber auch, dass die Menschen weg gehen und ich nicht mit darf. Ich versuche dann immer, mich doch mit rauszuschleichen, aber sie merken das dann doch und schicken mich dann wieder zurück. Ist aber nur ganz selten und immer nur ganz kurz. Dann schlafen wir meistens. Ich bin dann ja auch nie echt alleine. Irgendwer ist immer hier, auch wenn kein Mensch im Hause ist. Dann tut es gut und ich empfinde fast Freundschaft für die Katzen. Außerdem ist da ja auch noch Max. Er schläft aber immer sehr viel. Wenn wir zusammen raus gehen, finde ich das auch schön. Wir laufen dann immer nebeneinander. Max traut sich auch, seine Geschäfte draußen zu erledigen. Daran soll ich mir ein Beispiel nehmen. Nur auf die längeren Spaziergänge kann Max nicht mikommen. Das schafft er nicht, vielleicht später mal, sagen die Menschen. Das müsste man abwarten. Ich würde es schön finden, weil ich auch gerne immer mal ein bisschen gucke, was er wie macht. Mal überlegen, vielleicht schlafen wir ja auch irgendwann mal zusammen unter dem Tisch. Eigentlich ist da nämlich genug Platz, nur Max macht sich immer so breit. Er streckt sich immer so aus, während ich mich lieber zusammenrolle. Na, ja, er ist größer als ich und vielleicht liegt ein großer Hund lieber so ausgestreckt?
Vor dem Schlafengehen bekomme ich immer noch den Bauch gekrault. Ich liege ja meistens schon im Körbchen, wenn die Menschen ins Bett gehen. Meine Menschin hockt sich dann zum Gute-Nacht-Sagen immer zu mir, wenn ich meinen Kopf hebe und dann liebe ich es, wenn man mir den Bauch krault. Tagsüber passiert das nie, nur immer vor dem Schlafengehen. Bauch schubbern zum Einschlafen. Tagsüber sind andere Stellen an meinem Körper dran, die geschubbert werden wollen.
Ach, und dann hab ich ein Geschirr bekommen. Sollte ich statt Halsband tragen. Na, das ist irgendwie nix für Mutters Tochter. Ich weiß dann nie, wie ich laufen soll und drehe mich dann auch mal. Meine Menschin hat das jetzt aufgegeben und macht die Leine wieder ans Halsband. Mal gucken, mein Mensch ist jetzt ein paar Tage verreist. Ich bin sicher, wenn er wieder da ist, probiert er es wieder mit dem Geschirr. Es ist ganz schick. So in rot, aber ich finde es komisch, wenn die Leine am Rücken ist und nicht am Hals.
Nun hab ich aber echt viel erzählt, oder? Und dabei fällt mir noch jede Menge ein, was ich noch erzählen könnte. Ich muss nun aber gleich wieder raus .... Esel und Pferde füttern, wisst ihr? Die bekommen nämlich gleich ihre nächste Runde Futter. Das machen wir öfter am Tag.
Meine Menschen sagen übrigens, ich musste so lange auf Zypern im Tierheim warten, weil ich schon immer zu ihnen gehört habe, aber sie noch nicht so weit waren, um einen Hund zu sich holen zu können. Jetzt haben sie die Zeit und Ruhe und darum konnte ich jetzt erst kommen. Ja, das kann ich auch verstehen. Ich denke nicht gerne an die einsame Zeit im Tierheim zurück, aber wenn das so sein musste, damit ich hierher komme, dann ist das gut so. Manchmal nennt meine Menschin mich nicht Anny, sondern Tüddelziege und dann lachen wir zusammen. Was auch komisch ist, unabhängig voneinander fällt bei manchen Menschen auch statt Anny der Name Amy, wenn von mir die Rede ist. Hieß ich vielleicht mal anders, fragen sie sich. Wie ist es möglich, dass man vorher nicht darüber gesprochen hat und auf einmal sagt man zu mir "Amy"? Auch neulich als Besuch da war, nannte sie mich auf einmal Amy und wusste nicht, dass meinem Menschen das vorher auch schon mal so gegangen ist. Mir doch wurscht, Leute. Ich bin die Anny und ich lebe auf einem Bauernhof in einem großen Rudel an der Elbmündung und die steife Meerbrise ist die normalste Sache der Welt für mich.
Eure Anny