Mit viel Durchhaltevermögen, guter Überredungskunst und einem starken Willen war es uns nach vielen Jahren endlich gelungen, unser Familienoberhaupt von einem Hund zu überzeugen.
Von Anfang an war uns klar, dass es ein Hund vom Tierschutz sein soll. Ich glaube, die zwei einzigen Familienmitglieder, die von diesem Plan noch nicht ganz überzeugt gewesen sind, waren unsere zwei Katzen, die bis zu diesem Zeitpunkt selbstverständlich (wie es sich für Katzen nun mal gehört) die volle Aufmerksamkeit genossen haben.
So machten wir uns auf die Suche und stießen ziemlich bald auf Molly. Sie war erst seit ein paar Tagen in Deutschland und verbrachte davor über ein Jahr im Tierheim auf Zypern. Keiner wollte sie adoptieren.
Sie war wahnsinnig zurückhaltend und ängstlich. Zu unserem Glück befand sie sich nicht weit entfernt auf einer Pflegestelle. Noch am selben Tag telefonierten wir mit dem Pflegefrauchen und machten gleich einen Termin aus, um Molly persönlich kennenzulernen. Ein paar Tage später war es dann soweit. Wir fuhren auf den Hof und sahen Molly zusammen mit den beiden Hunden der Pflegestelle herumlaufen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sogar unser Papa sagte, bevor wir aus dem Auto ausstiegen: „Das ist unser Hund!“. Molly war einfach wundervoll. Trotz ihrer großen Angst gegenüber Männern und fremden Menschen, ließ sie sich von uns allen streicheln, und es passte von der ersten Sekunde an.
Danach gab es keine Zweifel mehr. Wir wollten Molly adoptieren.
Mein Bruder und ich hielten es nicht mehr aus, bis Molly bei uns einzog. Wir besuchten sie noch einmal auf der Pflegestelle, und schon ein paar Tage später zog sie bei uns ein. Von diesem Zeitpunkt an hat sich unsere Familie um ein weiteres Mitglied vergrößert.
Nun hatten wir einen Hund, der leidenschaftlich gerne unsere Socken im Garten versteckte, uns sehr genau beim Essen beobachtete (es könnte ja etwas runterfallen) und Taschentücher in so viele Teile wie möglich zerlegte. Doch genau das sind die Dinge, die uns zum Lachen bringen und die wir so an Molly lieben. Seitdem hat sich nichts verändert. Sie ist dieselbe freche Maus geblieben (wie man auch auf einigen Fotos erkennen kann). Aber sogar unsere Katzen haben sie von Anfang an akzeptiert.
Auch heute stehen wir nach über eineinhalb Jahren noch in Kontakt mit Mollys Pflegestelle (die beste Pflegestelle der Welt) und bereuen es keine Sekunde, sie adoptiert zu haben. Auch, wenn es zwischendurch nicht ganz einfach war und wir viel Geduld brauchten, gibt es am Ende des Tages nichts Schöneres, als kuschelnd auf dem Sofa zu liegen.
Molly hat sich sehr gut eingelebt, und mit Hilfe einer Hundetrainerin sind ihre Ängste immer mehr zurückgegangen. Sie hat schon nach kurzer Zeit ihren Freund Freddy kennengelernt, mit dem sie die Felder und Wälder unsicher macht. Wie es das Schicksal so wollte, adoptierte unsere Tante einige Monate später den kleinen Milo von Zypern, den wir gemeinsam vom Flughafen abholten. Die zwei waren von Anfang an ein Herz und eine Seele und wurden beste Freunde. Wie gut, dass Milo gleich im Nachbarort wohnt.
Wir können nur jeden ermutigen, einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren. Diese Tiere werden zu richtigen Familienmitgliedern und schenken einem ihre bedingungslose Liebe. Es macht uns wahnsinnig glücklich, jeden Tag die Fortschritte zu sehen und zu beobachten, wie wohl sie sich fühlt. Wir können uns ein Leben ohne Molly nicht mehr vorstellen und sind den Pflegestellen, Flugpaten und dem gesamten Team von Zypernhunde e.V. sehr dankbar für ihre tägliche Arbeit, die sie leisten.